Geschichtliches
Straßennamen wurden früher meist nach Einrichtungen der Gemeinde, nach der Richtung der Straße oder nach Lagebezeichnungen/Flurnamen gewählt, aber auch nach Personen aus der Gemeinde oder aus Kirche, Kultur und Staat, in neuerer Zeit zur Vermeidung häufiger politischer Umbenennungen nach Pflanzen, Tieren oder aus der Geografie.
Die Stadtteile Holsterhausen und Hervest wurden um 1910 in einer national geprägten Zeit bebaut, daher gab es dort viele "patriotische" Namen, wie der Heimatkalender schrieb. Dorsten südlich der Lippe gehörte zum Erzbistum Köln, daher gibt es hier viele Namen aus dem Bereich der Kirche.
Gruppenprinzip
1975 wurden sehr viele Straßen im Rahmen der kommunalen Neuordnung umbenannt, um Doppel- oder ähnliche Namen zu vermeiden, die zu Verwechslungen und damit zu Verzögerungen bei Rettungseinsätzen führen könnten. Um die Orientierung zu erleichtern, wurde ein Gruppenprinzip eingeführt, das eine grobe Orientierung ermöglicht. Grundlage waren z.T. schon vorhandene Namen.
- Gruppe 1 Rhade niederrheinische Städte (Grenze zum Rheinland)
- Gruppe 2 Rhade rheinische kleine Flüsse (Gebiet Kalter Bach)
- Gruppe 3 Lembeck Sträucher
- Gruppe 4 Lembeck Lembecker Theologen oder Theologen des Widerstands
- Gruppe 5 Deuten Künstler
- Gruppe 6 Wulfen germanische Stämme
- Gruppe 7 Wulfen Berge und Wälder (Gebiet Bückelsberg)
- Gruppe 8 Holsterhausen Bäume
- Gruppe 9 Holsterhausen Blumen
- Gruppe 10 Hervest Singvögel
- Gruppe 11 Hardt Waldtiere
- Gruppe 12 Feldmark Greifvögel
- Gruppe 13 Altstadt Dichter
- Gruppe 14 Feldmark Komponisten
- Gruppe 15 Feldmark Erfinder (Auto) (Industriegebiet)
- Gruppe 16 Holsterhausen Feldtiere
Vergabe der Straßennamen
Zuständig waren früher die Gemeindevertretungen (GV) der selbständigen Gemeinden bzw. die Stadtvertretung (SV) der Stadt Dorsten. Auf Grund der Eingemeindungen 1943 von Holsterhausen und Hervest nach Dorsten waren viele Straßennamen doppelt vorhanden. Sie wurden zusammen mit nationalsozialistischen Namen 1945 durch die Britische Militärregierung mit Unterstützung der Beiräte und der Verwaltung des damaligen Amtes Hervest-Dorsten umbenannt; Akten darüber sind nicht vorhanden, so dass Herkunft und Schreibweise oft unklar sind.
Die SV Dorsten konstituierte sich am 22.05.1946, Beschlüsse zu Straßenbenennungen wurden ab 1949 gefasst. In einem Erlass des Innenministers vom 04.11.1946 wurde angeordnet, Namen zu entfernen, die sich auf kriegerische Ereignisse nach dem 01.08.1914 bezogen. Dazu beschloss die SV am 31.07.1947, geeignete Namen nach Anhörung von kulturellen Vereinen pp. zu finden. Am 17.03.1949 erfolgten dazu die entsprechenden Umbenennungen.
Nach der kommunalen Neuordnung zum 01.01.1975 wurden nach Anhörung in den jeweiligen Bezirksausschüssen (BZA) die Straßennamen durch den Bauausschuss (BA) beschlossen. Nachdem 1998 die Bezirksausschüsse aufgelöst wurden die Straßennamen dann unmittelbar durch den Bauausschuss (BA) beschlossen. Heute werden grundsätzlich bei den Straßenbenennungen vorab die jeweiligen Stadtteilkonferenzen beteiligt.