Dorstens Geschichte –
ein historischer Rückblick
Ob Durstinon oder Durstina – die Besiedlung der Region an der Lippe ist seit rund 700 Jahren v. Chr. belegt. Bauern hatten die geschützte Lage genutzt und ihre Wohnhäuser so errichtet, dass sie von mindestens einer Seite schwer zugänglich und damit auch kaum einnehmbar waren. Aus diesen ersten Streusiedlungen und Einzelgehöften entwickelten sich mit der Zeit Bauernschaften, Dörfer und letztlich die Hauptsiedlung Dorsten.
In den Jahren 11 bis 7 v. Chr. bestand im heutigen Holsterhausen ein Römerlager. Reste dieses Lagers wurden bei mehreren Kleingrabungen entdeckt und gesichert. Funde aus den Grabungsstätten liegen u.a. im LWL-Museum Münster, dem LWL-Römermuseum Haltern und dem LWL-Museum für Archäologie in Herne. Im 8. Jahrhundert begann die Christianisierung der Region. Die Namen der Stadtteile sind als Hof- und Flurnamen in den Kirchenakten der Bistümer von Essen, Köln und Münster nach und nach belegt.
Die Bevölkerung in Dorsten wuchs im 13. Jahrhundert stark an, der Marktflecken entwickelte sich aufgrund seiner Lage an Straße, Brücke und Wasserweg zu einer kleinen aber wichtigen Handelsdrehscheibe.
1251 verlieh der damalige Landesherr, der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden, der Gemeinde Dorsten die Stadtrechte. Umliegend lebende Tagelöhner und Leibeigene zogen in die Stadt, Gilden und Zünfte stellten Bürgermeister und verwalteten das nun aufstrebende Dorsten.
Die günstige Lage an der Lippe, nahe zu den großen Handelsstraßen und nicht allzu weit von der niederländischen Grenze entfernt, förderte den Wohlstand. Aus vielen Teilen Deutschlands, den Niederlanden und dem heutigen Belgien zogen Fernkaufleute nach Dorsten, die den günstigen Wasserzoll nutzten, um auf der Lippe ihre Waren zu verschiffen. Im Hansebund war Dorsten als "Kleine Hansestadt" vertreten, Dorstener Handelsleute hatten direkten Zutritt zu Hansekontoren und Niederlassungen aller Hansestädte. Die Einnahmen der Stadt stiegen und damit auch der Wohlstand der Bürger.
Auch nach dem Niedergang des Holzschiffbaus um 1880, blieb der Typ der Aak richtungsweisend für eiserne Flachbodenschiffe. Die Dorstener Aak und der kleine Bruder, der Dorstener Flieger, eine Art Floß, wurden über die Lippe getreidelt, d. h. an langen Tauen vom Ufer aus von Menschen oder Pferden den Fluss entlang gezogen.
Neben dem Handel blühten in Dorsten auch die Holzwirtschaft und der Schiffbau. Die "Stellungen" der Schiffbauer waren im Lippetal. Hier wurde aus dem Holz der umliegenden Wälder ein eigener Schiffstyp gebaut: Die Dorstener Aak. Gebaut in Dorsten und getakelt in Wesel, befuhren die Flachbodenschiffe vorwiegend Rhein und Maas.
Mit der Eroberung Dorstens durch die Hessen wurden die Festungsmauern ausgebaut. Der Dreißigjährige Krieg ließ Handel und Verkehr erlahmen, 1641 fiel Dorsten nach zweimonatiger Belagerung zurück an das Kurfürstentum Köln. Nach dem Westfälischen Frieden konnte Dorsten den einstigen Wohlstand nicht wiedererlangen.
Die große Zeit der Hanse war vorbei, zahlreiche Einquartierungen und Besatzungen erschwerten der Stadt bis ins 18. Jahrhundert hinein, sich finanziell und wirtschaftlich zu erholen. Trotz allem unterstützte Dorsten die Gründung einer Lateinschule, die 380 Jahre später als renommiertes Gymnasium Petrinum weit über 1000 Schüler zählt.
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts waren die urbanen Strukturen der Stadt weitgehend zerstört, sie wandelte sich zur Landgemeinde und fiel zusammen mit der Herrlichkeit Lembeck an den Kreis Recklinghausen.
Neue Geschichte
Die industrielle Revolution brachte den für Dorsten notwendigen Aufschwung. Arbeitsplätze und Zuwanderer kamen mit der Maschinenspinnerei, einer Weberei und später Eisengießerei. Erste städtische Gaswerke versorgten die Bürger mit Energie. Mit der Abteufung der Schächte Baldur I und II erreichte der Bergbau die Stadt, in der seither Kohle abgebaut wird. Dorstens neuere Geschichte ähnelt der des Ruhrgebiets. Nach dem ersten Weltkrieg druckte die Stadt eigenes Inflations-Geld. 1925 zogen die belgischen Truppen aus der besetzten Stadt ab.
Mit dem Bau des Wesel-Datteln-Kanals erholte sich Dorstens Wirtschaft. Zwar wurde Baldur stillgelegt, doch baute die Hoesch AG in ihrem Werk Fürst Leopold Kohle ab. Zusammen mit Hervest und Holsterhausen zählte Dorsten im Jahre 1943 bereits 28.000 Einwohner.
Der zweite Weltkrieg zerstörte die Altstadt durch Luftangriffe zu 80% und riss damit tiefe Wunden in die klassische Architektur des Stadtkerns. Noch wenige Tage vor Kriegsende, am 22. März 1945, richtete ein letztes Bombardement schwerste Schäden in der Altstadt an. Erst nach 1946 stieg die Einwohnerzahl wieder.
In den 1950er Jahren vergrößerte sich Dorsten und entwickelte sich zu der großen Flächengemeinde, die im Verbund ihrer elf Stadtteile seit der kommunalen Neugliederung 1975 das heutige Dorsten bildet.
Die Landwirtschaft stellt, besonders in den ländlichen Stadtteilen, einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Als Naherholungsgebiet mit hohem Naturanteil ist Dorsten für den Ballungsraum Ruhrgebiet attraktiv.
Geschichtsstationen in Dorsten
Die Stadt Dorsten ist mehr als 750 Jahre alt, sie erhielt die Stadtrechte im Jahr 1251, als sie bereits zu einem agilen Marktflecken gewachsen war. Die ersten Siedlungsreste werden auf mehr als 1000 Jahre zuvor datiert.
Der Lauf der Entwicklung von der bäuerlichen Siedlung hin zur Hansestadt, zurück zur Ackerbürgergemeinde und letztlich Aufstieg zur attraktiven Mittelstadt spiegelt auch die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland und Europa wider. Zahlreiche Örtlichkeiten im Stadtgebiet haben eigene Schwerpunkte und eine eigene Geschichte.
Geschichtsstationen, die darüber Auskunft geben und in den historischen Kontext einfügen, sind gut sichtbar im Stadtgebiet zu finden.
Dank der Geschichts-AG des Gymnasium Petrinum, dem Engagement des Lions-Club Dorsten-Hanse sowie der finanziellen Unterstützung verschiedener Sponsoren wurden diese Stationen realisiert und fortgeschrieben.
Die Inhalte aller Geschichtsstationen finden Sie auf den Seiten
Zeittafel zur Geschichte der Stadt Dorsten
890 | In den ältesten Urbaren des Klosters Werden sind die Bauerschaften „Durstina“ (Gruppensiedlung nördlich der Lippe) und „Durstinon“ (Einzelhofsiedlung südlich der Lippe) bezeugt. |
zwischen 1000 und 1050 | Der ‚Hof zu Durstinon‘ (Bergkamp) geht durch Schenkung der Imeza in den Besitz des Victor-Stiftes Xanten über, das ihn zum Oberhof eines 365 Bauernhöfe umfassenden Hebebezirks macht. Xanten ist auch die Stifterin der Pfarre Dorsten, die 1176/79 erstmals schriftlich belegt ist. Die erste Kirche steht wahrscheinlich an der Ecke Bauhausstiege / Wiesenstraße und bestimmt den Standort des Dorfes Dorsten. Bis 1721 hat der Probst von Xanten das Recht, die Dorstener Pfarrstelle zu besetzen. |
1251 | Am 1. Juni verleiht der Landesherr, der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden, dem Kirchdorf Dorsten die Stadtrechte. Damit erhalten die Dorstener Bürger das Recht, ihre Stadt durch eine Stadtbefestigung zu schützen. 1260 ist die ringförmige Wehranlage aus Palisaden und Wassergraben fertiggestellt. Drei Stadttore unterbrechen den mittelalterlichen Mauerring: Das Lippetor (N) und das Essener Tor (S) liegen auf einer Handelsstraße von Essen nach Münster. Das Recklinghäuser Tor (O) bietet eine Anbindung an das Vest und die Stadt Recklinghausen. Im Westen entsteht kein Tor, da hier in unmittelbarer Nähe die Grenze zur Grafschaft Kleve verläuft. Mit der Verleihung der Stadtrechte sind weitere Rechte verbunden (Abhaltung von Märkten, Rechtsprechung nach dem Dortmunder Stadtrecht, Selbstverwaltung). |
1301 | Der Graf von Kleve lässt die Umwallung der Stadt niederreißen und erzwingt den Treueeid der Stadtbewohner. Nachdem König Albrecht dem Erzbischof von Köln 1306 die Wiederbefestigung der Stadt gestattet hat, errichten die Bürger in den nächsten Jahren eine Stadtmauer mit 20 Wehrtürmen. Die heutigen Wallstraßen verlaufen auf den Fundamenten der mittelalterlichen Stadtmauer. |
1322 | Die Lippe wird politische Grenze zwischen dem Oberstift Münster und dem kurkölnischem Vest Recklinghausen. Westlicher Nachbar von Dorsten ist die Grafschaft Kleve. Somit hat Dorsten Grenzstadtcharakter. 1324 kauft der Herr von Lembeck die Gerichtsrechte für das Gebiet der dann so bezeichneten „Herrlichkeit Lembeck“. |
um 1400 | Die gute Finanzlage der Stadt führt zum Ankauf mehrerer Landgüter, darunter Schwicking und Barlo, deren Gebiet in die Stadt-Gemarkung einbezogen wird. In der Stadt bestehen 7 Gilden. Die Stadt entwickelt sich im 15. Jahrhundert zu einem Zentrum für den Bau von Lippeschiffen. Die Schiffswerften („Stellungen“) entstehen außerhalb der Stadt, am linken Lippeufer nordöstlich des Lippetores. Sie bestehen zumeist aus einem eingezäunten Ufersteifen mit einem Arbeits- und Materialschuppen und der Helling, auf der die Schiffe gebaut werden. Die Helling hat eine Neigung zum Fluss hin, sodass die fertiggestellten Kähne problemlos zu Wasser gelassen werden können. Für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt hat der Schiffbau in den nächsten Jahrhunderten eine große Bedeutung. |
1427 | An der Nordwest-Ecke des Marktes steht das Steinerne Haus, das Rathaus der Stadt. |
1432 | Im „Liber statutorum oppidi dursten“ werden seit diesem Jahr alle Ordnungen und Statuten der Stadt gesammelt, die die Rechte und Pflichten der Bürger und die der städtischen Behörden beschreiben. |
1446 | Der Kölner Erzbischof Dietrich von Moers verpfändet das Vest Recklinghausen an die Herren von Gemen, das Erzbischof Salentin von Isenburg 1576 zurückerwirbt. |
1487 | In der Rechnung des Vestischen Rentmeisters zu Dorsten von 1488 ist als Ausgabe für die Stadtschützen vermerkt: „Item do se oren papegoyen schotten gegeven 4 mark.” |
1488 | Die Franziskaner lassen sich in Dorsten nieder. |
1489 | Um die Ausbreitung der Lepra einzudämmen, wird auch in Dorsten für die Leprakranken vor den Toren der Stadt ein Siechenhaus gebaut; im Statutenbuch der Stadt ist es für dieses Jahr erstmals belegt. Die heutige Straße „An der Seikenkapelle“ erinnert an den Standort des früheren Siechenhauses. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Siechenkapelle wird 1961/62 am heutigen Standort am Birkhahnweg wiederaufgebaut. |
1526 | In den Rentmeisterbüchern ist für dieses Jahr und für die Jahre 1667 und 1676 ein Pesthaus belegt, das nach mündlicher Überlieferung im heutigen Bereich der Straßen Westgraben/Im Kühl gestanden haben soll. Bereits 1359 fordert die Pest ihre Opfer, ebenso in den Jahren 1566, 1587, 1589 und 1599. |
1567 | Das heutige Alte Rathaus am Markt, das in dieser Zeit auf drei Seiten durch rundbogige Arkaden geöffnet ist, wird zur repräsentativen Stadtwaage erweitert. Das Zeugnis des Hansekontors Brügge für Augustin Behen weist ihn als Dorstener Bürger und Hansekaufmann aus. |
1585 | Im Kölnischen Krieg (1584-1588) kommen die Dorstener Schützen den Kirchhellener Bauern zur Hilfe. Gemeinsam schlagen sie die marodierenden Söldnerhaufen des Schenk von Nideggen in die Flucht. Aus Dankbarkeit für ihre tatkräftige Unterstützung versprechen die Kirchhellener Bauern, den Dorstenern künftig zu jedem Schützenfest ein Schaf zu schenken. Der Brauch wird 1804 verboten, weil er in der jüngeren Vergangenheit mehr und mehr den Charakter eines „Schafraubens“ angenommen hatte. |
1588 | Dorstener Frauen verteidigen die katholische Stadt gegen die von Kirchhellen anstürmenden Truppen des Grafen von Oberstein – wie Schenk von Nideggen ein Parteigänger des abgefallenen Kölner Erzbischofs Gebhard Truchseß von Waldburg, der 1582 zum Protestantismus übergetreten ist. Die als Hexe bezichtigte Witwe des Bürgermeisters Burich muss sich in der Lembecker Schlossgräfte einer „Wasserprobe“ unterziehen und stirbt unter der anschließenden Folter. |
1597 | Beim Streit um den Zoll an der Lippebrücke zwischen dem Lembecker Schlossherrn Matthias von Westerholt und der Stadt wird der Kaufgildemeister Heinrich Palen gefangengenommen und von Soldaten des Schlossherrn erschlagen. Das Epitaph ist heute in der Pfarrkirche St. Agatha zu sehen. |
1628 | In einer Urkunde wird das „Judenfeld” (heute noch: „Judenbusch”) an der Hasselbecke erwähnt. Das Gelände wird nachweislich seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts als jüdischer Friedhof genutzt. Weitere jüdische Friedhöfe werden in der Folgezeit in Lembeck und Wulfen angelegt. |
1633 | Im Dreißigjährigen Krieg erobern die protestantischen Hessen die katholische Stadt und verändern das Stadtbild. Sie erweitern die mit 20 Türmen versehene und einem Wassergraben umgebene Stadtmauer mit einem Außenring von Bastionen und Erdwerken sowie mit einem starken Brückenkopf nördlich der Lippe. Die Franziskaner müssen die Stadt verlassen, ihr Kloster wird zum Zeughaus. |
1641 | Kaiserliche Truppen erobern nach zweimonatiger Belagerung die Stadt, Dorsten fällt mit dem Vest an den Erzbischof von Köln zurück. |
1642 | Die nach Dorsten zurückgekehrten Franziskaner gründen gemeinsam mit der Stadt das Gymnasium Petrinum. |
1648 | Der „Westfälische Friede“ von Münster und Osnabrück beendet den Dreißigjährigen Krieg. Nach dem Abzug der letzten schwedischen Truppen im Jahre 1650 ist Dorsten ruiniert. |
um 1650 | Trotz der ruinösen Lage der Stadt wird eine einklassige Elementarschule für Mädchen eingerichtet. |
1674 | Der Landesherr hat keine finanziellen Mittel zur Instandhaltung der von den Hessen errichteten Befestigungsanlagen und kann auch nicht mehr für die Besatzung aufkommen. Deshalb ordnet er die Schleifung der Festungswerke an. |
1699 | Die ersten Ursulinen lassen sich in Dorsten nieder und gründen eine Mädchenschule. Der „Menschenfresser“ Franz Wahmann wird nach der „Hochnothpeinlichen Hals- und Gerichtsordnung“ Karls V. zum Tode verurteilt und hingerichtet. |
1761 | Im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) schießen die Hannoveraner sechs Stunden lang die von den Franzosen besetzte Stadt von Süden her sturmreif. 30 Häuser in Marktplatznähe und neun Scheunen werden ein Raub der Flammen. Bis zur Zerstörung der Stadt am 22. März 1945 trägt eine kleine Gasse hinter den Häusern südlich am Markt den Namen „Am Verbrannten Platz“. |
1766 | Die preußische Regierung errichtet in der Nähe der Stadt das „Kohlhaus”. Hier wird die Kohle, die über den Landweg („Gahlenscher Kohlenweg”) aus den frühen Zechen an der Ruhr herbeigeschafft wird, auf Schiffe verladen und über die Lippe zum Niederrhein und nach Holland gebracht. |
1792 | Nach Abschluss der ersten Koalition gegen die Französische Republik ist Dorsten Durchzugsgebiet zahlreicher Truppenverbände. Französische Emigranten finden in der Region vorübergehend Zuflucht. 1792 und 1794 hält sich Kurfürst Maximilian Franz auf seiner Flucht vor den Franzosen in Dorsten auf. |
1797 | Die Ratsverwaltung wird vom sogenannten „Steinernen Haus“ in die Stadtwaage verlegt. Bis 1902 dient das Gebäude als Rathaus der Stadt. |
1803 | Der Reichsdeputationshauptschluss überträgt dem Napoleon nahestehenden Herzog von Arenberg die Landeshoheit im Vest Recklinghausen. |
1804 | Der Dorstener Buchhändler und Buchbinder Karl August Schüerholz (1775-1831) verlegt die erste im Vest erscheinende Zeitung unter dem Namen Argus, von politischen, gemeinnützigen und gelehrten Sachen. |
1808 | Die ersten Juden lassen sich dauerhaft in Dorsten nieder und richten wenig später einen Betraum ein. Im Laufe der Zeit bildet sich in der Wiesenstraße das jüdische Zentrum der Stadt heraus. |
1811 | Nach der Gefangennahme des Herzogs von Arenberg im Spanischen Krieg gliedert Napoleon das Vest Recklinghausen dem Großherzogtum Berg an, dessen Regentschaft er für seinen Neffen, den späteren Napoleon III., selbst führt. Die große Heerstraße Paris-Hamburg ist bereits im Bau. |
1813 | Nach der Niederlage Napoleons in der „Völkerschlacht“ bei Leipzig kommen am 6. November von Münster die letzten französischen Soldaten nach Dorsten. Bei ihrem Abmarsch nach Wesel zerstören sie die Lippebrücke. Am 11. November erscheinen die ersten preußischen Soldaten in Dorsten. Die Einquartierung russischer Soldaten im Winter belastet die Stadt enorm. Am 12. Dezember wird das Vest dem „Preußischen Gouvernement zwischen Weser und Rhein“ zugeteilt. |
1814/15 | Der „Wiener Kongreß“ überweist das Vest endgültig an Preußen. Vorerst gehört Dorsten zum Landkreis Essen. Mit der Übernahme durch Preußen erhält die Stadt ein „Königlich-Preußisches Land- und Stadtgericht“. |
1816 | Im Zuge der Integration in den preußischen Staat wird Dorsten zum Landkreis Recklinghausen geschlagen, dessen erster Landrat der Graf von Westerholt ist. Dem neuen Kreis gehört auch die bis 1803 bestehende Herrlichkeit Lembeck an. Das „Jahr ohne Sommer“ – hervorgerufen durch den Ausbruch des Vulkans Tambora / Indonesien im Jahre 1815 - hat weltweit - auch in Dorsten - eine Hungersnot zur Folge. |
1818 | Die Stadt hat 2.304 Einwohner. |
1820 | Alt-Marl, Hamm, Polsum und Altendorf-Ulfkotte gehören etwa 20 Jahre lang zur Bürgermeisterei Dorsten. |
1823 | Die Neuregelung der Bistumsgrenzen ergibt, dass der Kreis Recklinghausen, dessen südlicher Teil bis zur Säkularisierung 1803 zum Erzbistum Köln gehört, dem Bistum Münster angegliedert wird. |
1824-26 | In dieser Zeit wird die Straße von Dorsten nach Haltern gebaut (beginnend etwa vom heutigen Rathaus an). |
1830 | Anhaltender Regen und stürmische Winde von August bis September vernichten die Sommerernte nahezu vollständig. Um einer Hungersnot und einem explosionsartigen Anstieg der Kornpreise vorzubeugen, kauft die Stadt große Mengen Roggen aus dem Ostseeraum. Als eine der ersten höheren Schulen in Westfalen verfügt das Gymnasium Petrinum über einen Platz für gymnastische Übungen. Im Gebäude des Gymnasiums wird die erste Berufsschule eingerichtet. |
1831 | Aus Furcht vor der bis zur Elbe vorgedrungenen Cholera werden öffentliche Gebete abgehalten, Sanitätskommissionen gebildet und „belehrende Schriften“ verbreitet. Um sich gegen die „gespenstische Seuche“ der Cholera zu wappnen, richtet die Stadt im Juli und August 1832 vorsorglich ein Lazarett ein. Die Gesundheitskommissionen sorgen mit „verdoppeltem Eifer für Beförderung atmosphärischer Reinlichkeit“. Gegen Ende des Jahres ist die Cholera-Gefahr gebannt. |
1836 | Als wichtiger Erwerbszweig der Stadt erlebt der Schiffbau mit der Fertigstellung von 600 Schiffen noch einmal einen Höhepunkt. Im Zuge der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kommt die Lippeschifffahrt zum Erliegen. |
1846 | Die Stadtverordnetenversammlung ernennt Joseph Rive (1771-1863), Landgerichtspräsident zu Trier und Vorstand der Trierer Familie Rive, anlässlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums zum ersten Ehrenbürger der Stadt. In seinem Testament bedenkt er das St. Elisabeth-Krankenhaus mit einer Jahresrente von 100 Talern. |
ab 1846 | Die industrielle Erschließung des Raumes beginnt mit der Ansiedlung der Kattunfabrik von Reischel und Evelt. Einer Anordnung der preußischen Regierung zufolge bildet sich die Synagogen-(Haupt)-Gemeinde Dorsten. Dazu gehören Buer, Marl, Bottrop, Kirchhellen, Lembeck und Altschermbeck sowie Gladbeck, Osterfeld, Erle, Rhade und Wulfen. |
1848 | Infolge der revolutionären Märzereignisse kommt es am 23. März zu einem spontanen Protest, der sich gegen einige missliebige Kaufleute und Beamte richtet. Dorstener Gerichts- und Verwaltungsbeamte gründen im Juli als erste politische Vereinigung im Vest den „Konstitutionellen Verein zu Dorsten“. Der Buchbinder und Papparbeiter Mescher gründet in Recklinghausen die politisch gemäßigte Zeitung „Concordia“, aus der 1851 das „Dorstener Wochenblatt“ hervorgeht (heute: „Dorstener Zeitung“) |
1850 | Nachdem auf Initiative des Pfarrers Schmitz und mehrerer Bürger eine öffentliche Krankenpflegeeinrichtung gegründet ist, legt der Bischof von Münster den Grundstein für das mit Spendengeldern erbaute Krankenhaus an der heutigen Gahlener Straße/Westwall, das zwei Jahre später mit acht Krankensälen seinen Betrieb aufnimmt. |
1854 | Im Sitzungssaal des alten Amtsgerichtes findet der erste evangelische Gottesdienst in Dorsten statt. Die 200 Mitglieder der Kirchengemeinde erwerben den Gasthof „Zur Stadt Köln“ (Ecke Recklinghäuser Straße / Suitbertusstraße) und bauen die Scheune des Gasthofes zur Kirche um. |
1859 | Die Kreissparkasse Recklinghausen (heute: Sparkasse Vest) eröffnet eine Nebenstelle am Markt. |
1861 | Kaplan Laackhove von St. Agatha gründet den Katholischen Gesellenverein. Das erste Vereinslokal ist der Gasthof Hutmacher (Essener Straße). Das 1892 fertig gestellte Katholische Gesellenhaus (nach 1933 Kolpinghaus) entwickelt sich schnell zum Mittelpunkt des Dorstener Vereinslebens. Im Zuge der städtebaulichen Neugestaltung wird es 2003 abgerissen. |
1865 | Der Baumeister und Gasingenieur Christian Heyden aus Barmen schlägt vor, die 18 Petroleumlampen zur Ausleuchtung der Innenstadt aus Kostenersparnisgründen durch 28 Gaslaternen zu ersetzen. Schräg gegenüber dem Essener Tor entsteht 1866/67 als Eigenbetrieb der Stadt eine Gasanstalt, die 1900 in die Feldmark (Lindenfeld) verlegt und 1910 stillgelegt wird. |
1868 | Anlässlich seines 50-jährigen Berufsjubiläums verleihen die Stadtverordneten dem Geheimen Sanitätsrat Dr. Johann Heinrich Franz Drecker (1792-1880), Kreisphysikus in Recklinghausen, die Ehrenbürgerschaft der Stadt. |
1869 | Die Synagogen-Hauptgemeinde Dorsten erwirbt in der Wiesenstraße ein Gebäude und richtet darin für alle ihr angeschlossenen jüdischen Gemeinden eine Synagoge ein. |
1873 | Die Unternehmer Rive, Evelt und Jungeblodt gründen die „Dorstener Eisengießerei und Maschinenfabrik”. |
1874 | Hervest erhält einen Anschluss an die Bahnlinie Hamburg - Amsterdam. Ab 1879 kreuzen diese Strecke die Bahnlinie rDuisburg - Oberhausen - Rheine und ab 1880 die Bahnlinie Wanne - Winterswijk. Als wichtiger Eisenbahnknotenpunkt begünstigt der Bahnhof Hervest-Dorsten die Entwicklung der Unternehmen in der näheren Umgebung. |
1879 | Das Kreisgericht, das 1851 von Recklinghausen nach Dorsten verlegt wurde, wird als „Königlich-Preußisches Amtsgericht“ weitergeführt. Der Gerichtsbezirk umfasst die Stadt Dorsten, die Landgemeinden Altendorf-Ulfkotte, Altschermbeck, Erle, Hervest, Holsterhausen, Kirchhellen, Lembeck, Marl, Polsum, Rhade und Wulfen. |
1879 | Mit der Eröffnung der Bahnlinie Duisburg - Quakenbrück der Rheinischen Eisenbahngesellschaft steht das Empfangsgebäude des Dorstener Bahnhofs der Öffentlichkeit zur Verfügung. |
1883 | Der Chemiker Wilhelm Otto Duesberg gründet das heute noch bestehende Chemie-Unternehmen. |
1887 | Die „Barmherzigen Brüder von Montabaur“ erwerben den nördlich der Lippe gelegenen „Lindenhof“ und richten darin eine Heil- und Pflegeanstalt für männliche Patienten ein („Marias Hof bei den Linden“). Heinrich Schürholz und Wilhelmus Steven gründen eine Kokosweberei, die ab 1919 unter dem Namen „Deutsche Kokoswebereien“ (DEKOWE) weitergeführt wird. |
1888 | Begeisterte Heimatfreunde um den Petrinum-Lehrer Dr. Gerhard Strotkötter gründen den ersten Verein für Orts- und Heimatkunde im Kreis Recklinghausen. |
1890 | Der Chemiker Robert Paton gründet die gleichnamige Bleicherei und Echtfärberei für Webgarne. Zur Einweihung der Evangelischen Johanneskirche schenkt der Gustav-Adolf-Verein Iserlohn der Kirchengemeinde eine Glocke aus dem Jahre 1456. |
1892 | Die Glas- und Spiegelmanufaktur AG Schalke – seit 1914 „Dorstener Glashütte A.G.“ - errichtet in Dorsten ein Zweitwerk. Das Werk wird 1918 stillgelegt. |
1897 | An der Recklinghäuser Straße bezieht die Gewerbebank (1924 Spar- und Darlehnskasse, 1974 Volksbank Dorsten eG, heute Vereinte Volksbank eG) ihre ersten Büroräume. Das Geldinstitut verlegt seinen Standort 1924 an den Markt, 1955 an den Südwall; das heutige Gebäude wird 1983 eröffnet |
1900 | Das Stadtgebiet erstreckt sich auf 980,8 ha. In Dorsten leben 4.886 Einwohner in 558 Wohnhäusern. |
1902 | Die Stadt erwirbt das ehemalige Reichspostgebäude an der Südseite des Marktes und verlegt das Rathaus von der Stadtwaage in dieses Gebäude. Die Kämmereikasse hat bis 1925 ihren Sitz in der früheren Stadtwaage. |
1903 | Im Stadtkern beginnen die Arbeiten zur Erstellung einer Kanalisation |
1910 | Östlich der Borkener Straße in Holsterhausen entsteht eine Siedlung für die Bergarbeiter der Zeche „Baldur”. Ab 1914 wird westlich der Borkener Straße die „Neue Kolonie” gebaut, die nach dem Zuzug von sächsischen Arbeitern (etwa ab 1919) „Sachsenkolonie” genannt wird. Zu jedem Haus gehören große Gartenflächen zur Selbstversorgung sowie ein Anbau (Stall, Waschküche, Vorratskammer). |
1911 | Die Zeche Baldur in Holsterhausen nimmt die Kohleförderung auf; zwei Jahre später beginnt der Förderbetrieb auf der Zeche Fürst-Leopold in Hervest-Dorsten. |
1912 | Zwischen der heutigen Halterner Straße und der Lippe entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft der Zeche „Fürst Leopold” eine Siedlung für die Bergleute, die nach den Prinzipien der Gartenstadtbewegung angelegt ist. Die Integration der zugezogenen Koloniebewohner, die sich durch Sprache, Herkunft, Beruf und Lebensgewohnheiten von der alteingesessenen Bevölkerung unterscheiden, gestaltet sich schwierig. Das städtische Elektrizitätswerk wird eingerichtet. Ab 1923 beliefert es auch Altendorf-Ulfkotte mit Strom. |
1914-18 | Im Ersten Weltkrieg finden 353 Dorstener den Tod. Zu den Kriegsteilnehmern gehörten auch acht Dorstener Juden, drei von ihnen fallen. |
1915 | Der preußische Staat beginnt mit dem Bau des Wesel-Datteln-Kanals (WDK), der sich durch den Krieg und die Wirren der Nachkriegszeit verzögert. Um eine möglichst geradlinige, auch für große Schiffe befahrbare Trasse zu erreichen, muss die Lippe in Dorsten auf einer Länge von 3,6 km nach Norden verlegt werden. Bei den Bauarbeiten werden Kriegsgefangene aus England und Frankreich eingesetzt. Nach der Neueinteilung gehören zum neuen Dekanat Dorsten Alt-Schermbeck, Dorsten, Erle, Hervest, Hervest-Dorsten, Holsterhausen, Kirchhellen, Feldhausen, Grafenwald, Lembeck, Rhade und Wulfen. |
1918/19 | In Folge der Novemberrevolution bilden sich in der Stadt Dorsten und im Amtsbezirk Wulfen jeweils Arbeiter- und Soldatenräte, die zunächst in Zusammenarbeit mit den Behörden für die Sicherheit, Nahrungsmittelversorgung und Rückführung der Soldaten sorgen. Ab Januar 1919 kommt es zu einer Radikalisierung der Räte. Gegen sie wird das Freikorps Lichtschlag in Marsch gesetzt, das die Unruhen blutig niederschlägt. Bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 sind erstmalig die Frauen wahlberechtigt. Von den 3.596 Wahlberechtigten geben 3.423 ihre Stimme ab. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 95, 3 %. Ergebnis: Zentrum 2.628 (76, 8%), SPD 468 (13,7 %), DVP 244 (7,1 %), DNVP 35 (1,0%), DDP 42 (1,2 %), ungültig: 6. Bei den ersten Stadtverordnetenwahlen am 2. März ist die Wahlbeteiligung deutlich geringer. Das Zentrum erhält 2.000 Stimmen (= 79,2%, 19 Sitze), der Nationale Wahlverein 277 Stimmen (= 8,3%, 2 Sitze) und die SPD 411 Stimmen (= 12,5%, 3 Sitze). Gertrud Blome und Hedwig Geißler (Zentrum) werden als erste Frauen in das Dorstener Stadtparlament gewählt. Bei der Gemeinderatswahl in Hervest wird Emilie du Moulin (SPD) als erste Frau gewählt. Sitzverteilung im Gemeinderat Hervest: Zentrum 6, SPD 5, DDP 1. Im Juli 1919 stimmt die Stadtverordnetenversammlung dem Plan zur Einrichtung einer Volkshochschule einstimmig zu; ihr erster Leiter ist der Petrinum-Lehrer Dr. Albert Weskamp. Ferdinand Jungeblodt (1839-1922), Justizrat, war Magistratsmitglied, Stadtverordneter und Kreistagsabgeordneter. In Anerkennung seiner Verdienste um die heimische Wirtschaft und das Gymnasium Petrinum verleihen die Stadtverordneten dem inzwischen 80-jährigen Justizrat Ferdinand Jungeblodt (1839-1922) die Ehrenbürgerschaft. |
1920 | Auf die Nachricht vom Kapp-Putsch in Berlin (13. März) und der Ausrufung des Generalstreiks formiert sich im Ruhrgebiet eine Arbeiterarmee (Rote Armee). Am 21. März besetzen Trupps dieser Armee Dorsten, das Drehscheibe für die Eroberung der Festung Wesel und des Münsterlandes wird. Am 30. März rückt das Freikorps Löwenfeld in Dorsten ein, das vor allem gegen die Arbeiterviertel in Hervest und Holsterhausen brutal vorgeht. |
1921 | Nachdem Heinrich Brune 1920 das Gelände einer ehemaligen Papierfabrik an der Marler Straße erworben hat, verlagern die beiden Firmen H.W. Brune & Co. und Gebr. Renzing & Co. ihre Drahtzieherei von Iserlohn bzw. Hemer nach Dorsten und gründen hier die Firma Dorstener Drahtwerke Gebr. Renzing & Co., die heute noch als Dorstener Drahtwerke Dorsten (DDD) besteht. Mit der Eröffnung des Teilstückes nach Marl besteht eine direkte Straßenbahnverbindung zwischen Marl und Dorsten |
1922 | Die Landwirtschaftskammer für die Provinz Westfalen eröffnet im Gebäude des Lehrerseminars an der Bochumer Straße eine Landwirtschaftsschule, die in Dorsten – an anderen Stellen - bis zu Beginn der 1970er Jahre besteht. |
1923-25 | Im Zuge der Ruhrbesetzung marschieren belgische Truppen in Dorsten ein. Sie verhängen den Ausnahmezustand über die Stadt, Ein- und Ausreisen sind verboten. Widerrechtlich werden auch Teile von Hervest und Holsterhausen besetzt, um die Zechen Baldur, Fürst Leopold und den Bahnhof Hervest-Dorsten zu kontrollieren. Die Kommandantur ist im Gebäude des Gymnasium Petrinum (heutige Klosterstraße) untergebracht, das Gymnasium muss in das Lehrerseminar an der Bochumer Straße wechseln. |
1925 | Die Belgier räumen das Stadtgebiet. Ihre Kommandantur ist jetzt das Rathaus der Stadt Dorsten. Das Gymnasium Petrinum kehrt nicht in die Innenstadt zurück, sondern bleibt bis 1982 an der Bochumer Straße. |
1926 | Die Arbeiten zur Verlegung der Lippe nach Norden und zur Anlegung des Lippeseitenkanals (heute: Wesel-Datteln-Kanal) machen in den nächsten Jahren große Fortschritte. Im Zuge des Kanalbaus beginnen die Bauarbeiten für die neuen Eisenbahnbrücken über Lippe und Kanal. Zwei Jahre später wird die alte gemauerte Lippebrücke aus dem Jahre 1879 gesprengt. |
1927 | Das Stahlwerk Röchling-Buderus (ab 1916, davor Keramitwerk) wird geschlossen und nach Wetzlar verlegt. Das Grundwasserwerk Holsterhausen (RWW) nimmt seinen Betrieb auf. Der Durchbruch von der Blindestraße (heute: Ursulastraße) zum Ostwall erfolgt. Das heute noch bestehende Amtsgerichtsgebäude am Alten Postweg wird gebaut. |
1928 | Die Einwohnerzahl beträgt 8.826. |
1929 | Durch das Gesetz über die kommunale Neugliederung des rheinisch-westfälischen Industriegebietes vom 29. Juli 1929 werden die Ämter Lembeck und Altschermbeck aufgelöst und zum Amt Hervest-Dorsten zusammengeschlossen. Im Zuge dieser kommunalen Neuordnung wird der Ortsteil Gahlen-Hardt der Stadt Dorsten zugeschlagen. Das Stadtgebiet umfasst jetzt eine Fläche von 1.393 ha und hat eine Einwohnerzahl von ca. 10.000. |
1930 | Der Kanal wird seiner Bestimmung übergeben. Er verbindet den Rhein mit dem Dortmund-Ems-Kanal. Der neue Schifffahrtsweg ist 60 km lang, 34,5 m breit und 3,50 m tief. Der Höhenunterschied zwischen Wesel und Datteln, der durch sechs Schleusen überwunden wird, beträgt etwa 43 m. |
1930-1931 | Aus wirtschaftlichen Gründen wird die Zeche Baldur stillgelegt und mit dem Bergwerk Fürst Leopold verbunden. |
1933 | Die letzte freie Reichstagswahl am 5. März hat folgendes Ergebnis (in eckigen Klammern das Ergebnis für das Amt Hervest-Dorsten): Wahlberechtigte: 6.214 [12.692] Wähler 5.750 (92, 5 %) [11.586 (91,3 %)] NSDAP 1.788 (31,1 %) [2.538 (21,9 %)] SPD 265 (4,6 %) [ 860 (7,4 %)] KPD 469 (8,1 %) [2.069 (17,9 %)] Z 2.611 (45,4 %) [4.954 (42,8 %)] DNVP 503 (8,7 %) [ 927 (8,0 %)] DVP 33 (0,6 %) [ 45 (0,4 %)] Ev. Volksdienst 37 (0,6 %) [… 39 (0,3 %)] DDP 5 (0,1 %) ------------ In Hervest kommt das Zentrum auf 27,1 Prozent der Stimmen, die NSDAP auf 26,8 Prozent, die Kommunisten auf 24,3 Prozent, die SPD erhält 8,9 Prozent. Auch in Holsterhausen vereinigt das Zentrum mit 34,4 Prozent die meisten Stimmen auf sich, gefolgt von den Kommunisten (29%), der NSDAP (16,6, %) und der SPD (13,6 %). Die Nationalsozialisten erzwingen im Mai/Juni den Rücktritt von Bürgermeister Dr. Lürken (Zentrum, seit 1924 im Amt) und bestimmen Dr. Gronover (NSDAP) im August zu seinem Nachfolger. In Dorsten, Lembeck und Wulfen leben etwa 90 Juden. Viele jüdische Familien versuchen ins Ausland zu fliehen. Die meisten Fluchtwege führen in die angrenzenden europäischen Länder, Palästina, USA und Schweden.
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1934 | An der Kanalbrücke errichten Nationalsozialisten ein Denkmal für das paramilitärische Freikorps Lichtschlag, das 1919 die Aufstände der Spartakisten in Dorsten und Umgebung blutig niederschlug. |
1937 | Um die Ausgaben für die Verwaltung zu senken, ordnet der Regierungspräsident die Eingemeindung der Stadt Dorsten in das Amt Hervest-Dorsten an. Der Sitz des Amtes wird am 15.01.1938 von Wulfen nach Hervest verlegt (Klapheckscher Holzplatz, heutiger Bereich der Berufsschule). Nachdem die Nationalsozialisten die Schließung der Heil- und Pflegeanstalt in Maria Lindenhof durchgesetzt haben, verlassen die Barmherzigen Brüder von Montabaur die Stadt. In Wulfen entsteht eine Heeres-Munitionsanstalt (Muna). |
1938 | SA- und SS-Angehörige sowie Mitglieder von NS-Jugendorganisationen schänden den Friedhof im Judenbusch, verwüsten die Synagoge in der Wiesenstraße und verbrennen Einrichtungsgegenstände auf dem Marktplatz. In Altendorf-Ulfkotte wird die Heilig-Kreuz-Kirche (heute Evangelische Kirche) eingeweiht. |
1939 | Die Juden werden zwangsweise in zwei „Judenhäusern” konzentriert (Lippestraße 54 und Wiesenstraße 24). |
1941 | Die SS plant die Beschlagnahme des Ursulinenklosters. Der Konvent verhindert seine Vertreibung durch einen Vertrag mit der Wehrmacht, der die Errichtung eines Lazaretts vorsieht. Das Gymnasium wird staatliche Oberschule, die Schülerinnen werden im wöchentlichen Wechsel (morgens, nachmittags) im Petrinum unterrichtet. |
1942 | Im Lager an der Schleuse treffen Ende des Jahres die ersten 1000 sowjetischen Kriegsgefangenen ein. Die Stadt Dorsten wird aufgefordert, umgehend einen Friedhof „für etwa 2000 Russen“ anzulegen, der gegenüber dem Kommunalfriedhof in Holsterhausen entsteht. Viele sterben nach kurzer Zeit an Entkräftung, an menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen; manche werden erschlagen oder erschossen. Obwohl ihnen drastische Strafen drohen, versorgen etliche Dorstener die von den Nazis als „slawische Untermenschen“ eingestuften Ostarbeiter heimlich mit Nahrungsmitteln. Die letzten noch in Dorsten und Lembeck lebenden Juden werden im Januar in das KZ Riga deportiert. Dort verliert sich die Spur vieler Deportierter für immer. Den Holocaust überleben von den Dorstener Juden nur Max und Ernst Metzger, die nach dem Ende des Krieges nach Amerika auswandern. |
1943 | Das Stadtgebiet wird aus wirtschaftlichen, kulturellen, verkehrs- und siedlungsmäßigen Gründen um die Gemeinden Hervest und Holsterhausen erweitert. Bei einer Fläche von rund 3.885 ha hat die Stadt jetzt ca. 28.000 Einwohner. |
1945 | Am 9. und 22. März zerstören Luftangriffe die Altstadt zu 80%. Dabei werden 319 Menschen getötet, 692 werden obdachlos. Pioniere der Wehrmacht zerstören die Brücken über Lippe und Kanal, um den Vormarsch der Alliierten zu erschweren. Am 29. März nehmen amerikanische Truppen Dorsten ein. Auf der Suche nach dem geflohenen Bürgermeister Gronover (NSDAP) setzen die Amerikaner dessen Nachbarn in der Körnerstraße, den parteilosen Kaufmann Theodor Artmann (1882-1954), zum Bürgermeister von Dorsten ein. Artmann legt sein Amt nach kurzer Zeit aus gesundheitlichen Gründen nieder, sodass die Amerikaner den pensionierten Zollbeamten Philipp Desoi zu seinem Nachfolger ernennen. Während seiner 13-monatigen Amtszeit obliegt ihm die Umsetzung der alliierten Beschlüsse über Hilfsleistungen, mit denen die größte Not der Zivilbevölkerung gelindert werden soll. Auch in den einzelnen Gemeinden des Amtes Hervest-Dorsten setzen die Alliierten politisch unbelastete Personen als Bürgermeister ein. Am Ende des Krieges beklagt die Stadt neben den Zivilopfern 355 Gefallene, 194 Soldaten gelten als vermisst. In der Innenstadt müssen in nächster Zeit 110.000 m³ Trümmerschutt beseitigt werden. Im Juni ziehen die Amerikaner ab und übergeben den Briten die Stadt als Teil ihrer Besatzungszone. Im September leitet die britische Militärregierung den Neuanfang des politischen Lebens auf der lokalen Ebene ein. Die Verwaltungsnebenstelle Alt-Dorsten wird von der Klosterstraße zur Amtsverwaltung nach Hervest-Dorsten verlegt. |
1946 | Nach der Gründung von CDU, SPD und KPD erfolgt die Zusammensetzung der Gemeinderäte nach den Ergebnissen der Wahl von 1929. Im Rat der Stadt hat die neu gegründete CDU durch die Übernahme der Sitze des ehemaligen Zentrums die absolute Mehrheit. Vor der Wahl des Bürgermeisters durch den Gemeinderat am 22. Mai ernennt die britische Militärregierung den in Schlesien gebürtigen Dr. Walter Banke zum Stadt- und Amtsdirektor. Bei der Bürgermeisterwahl setzt sich der Kaufmann Paul Kempa (CDU) mit 18 von 30 Stimmen klar gegen den bisherigen Amtsinhaber Philipp Desoi durch, der vier Stimmen erhält. Im September registriert die britische Besatzungsmacht 2070 „Displaced Persons“ (befreite ausländische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter). |
1947 | Stadtbauamtsleiter Dipl. Ing. Ludwig Maduschka entwirft einen Neuordnungsplan für den Wiederaufbau der zerstörten Innenstadt nach dem historischen Grundriss, den er gegen erhebliche Widerstände bis zu seiner Kündigung im Jahre 1950 durchsetzt. |
1948 | Der Kaufmann Paul Schürholz (CDU) tritt die Nachfolge von Paul Kempa (CDU) als Stadtbürgermeister an, Paul Weidner (CDU) wird zum Amtsbürgermeister gewählt. Nach dem Wiederaufbau der ersten Eisenbahnbrücke kann im Mai 1948 der Zugverkehr zwischen Dorsten und Hervest-Dorsten wiederaufgenommen werden. |
1949 | Bei der ersten Bundestagswahl am 14. August 1949 geben von den 23.774 Wahlberechtigten im Amt Hervest-Dorsten 19.290 (81,1 %) ihre Stimme ab. Stimmenverteilung: CDU 8.544 (44,3 %), SPD 4.343 (22,5 %), Zentrum 3.301 (17,1 %), FDP 333 (1,7 %), KPD 1.815 (9,4 %), RWVP 39 (0,2 %), DKP-DRP 179 (0,9 %), RSF 237 (1,2 %), Unabhängige 499 (2,6 %). |
1950 | Die neue Lippebrücke wird dem Verkehr übergeben. Vier Jahre später ist auch die Kanalbrücke fertiggestellt. Die alte Dorstener Kirchschule neben der Kirche St. Agatha wird nach ihrer Wiederherstellung Behördenhaus, in dem Kreishandwerkerschaft, Haus- und Grundbesitzverein, AOK und Katasteramt Unterkunft finden. Der Amtsgerichtsbezirk Dorsten wird kleiner, er verliert 30.000 Einwohner an das Amtsgericht Marl. |
1951 | Sechs Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges feiert die Stadt ihr 700-jähriges Jubiläum. |
1953 | Auf dem Gelände von Fürst Leopold-Baldur entsteht ein neues Kraftwerk mit 50 000 KW Leistung, das mit der Kohle der Schachtanlage befeuert wird. Die Schleusen in Dorsten und Friedrichsfeld sind wieder funktionsfähig. |
1954 | Der vierstöckige Neubau des Ursulinengymnasiums wird eingeweiht. Das Amt Hervest-Dorsten hat 40.864 Einwohner. Der Anteil der Flüchtlinge an der Bevölkerung beträgt 12,5%. Im Amtsbezirk suchen 1.600 Personen nach Wohnungen. |
1955 | Die Gesellschaft für Lagerstättenforschung beginnt in Lembeck und Wulfen mit geophysikalischen Bodenuntersuchungen. Die Steinkohlengas AG nimmt ihren Betrieb auf. Dorsten erhält einen Busbahnhof. Die Steinkohlenbergwerke „Mathias Stinnes AG” planen den Bau einer Großschachtanlage in Wulfen. Die Mitarbeiter (etwa 5.000) sollen in der „Neuen Stadt Wulfen” wohnen können, die als eigenständige Stadt für etwa 50.000 Einwohner gedacht ist. |
1956 | Die Zeche Fürst Leopold-Baldur hat 4.370 Beschäftigte. In diesem Jahr werden 1,6 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Die Badeanstalt am Kanal wird eröffnet. |
1957 | Die Amtsverwaltung Hervest-Dorsten zieht in das neue Gebäude an der Halterner Straße ein. Als Rathaus der Stadt Dorsten steht es heute unter Denkmalschutz. |
1958 | In Gegenwart von Bundeswirtschaftsminister Prof. Dr. Ludwig Erhard erfolgt 1958 der erste Spatenstich zum Abteufen von Schacht 1 des Steinkohlebergwerkes Zeche Wulfen 1/2. |
1960 | Nach 130 Jahren erhält die Berufsschule der Stadt Dorsten (heute Paul Spiegel Berufskolleg) auf dem Holzplatz ihr eigenes Schulgebäude. Am Kanal entsteht neben der vorhandenen eine zweite Schleuse. Die Stadt erwirbt das zwischen Lippe und Kanal gelegene Gelände „Maria Lindenhof“. In den nächsten Jahrzehnten wird dieser Bereich städtebaulich überplant und zu einem Freizeit- und Begegnungszentrum entwickelt. |
1961 | Wilhelm Norres (1881-1976), Pyrotechnischer Ingenieur und Fabrikant, als Mitglied der Zentrumspartei 1924-1933 aktiv im Magistrat und Beigeordneter, nach dem Zweiten Weltkrieg Mitbegründer der Dorstener CDU, Stadtverordneter 1946-1964, wird zum Ehrenbürger ernannt. |
1963 | Der Kaufmann und amtierende Bürgermeister Paul Schürholz (1893-1972) wird an seinem 70. Geburtstag mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet. Er hat sich besonders um den Wiederaufbau der stark zerstörten Innenstadt verdient gemacht. |
1964 | Der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) errichtet auf dem Gelände des Kreskenhofs ein Landeserziehungsheim. Hans Lampen (CDU) übernimmt als neuer Bürgermeister die Führung im Dorstener Stadtparlament; Ernst Grüter (CDU) wird Amtsbürgermeister. Nach der Grundsteinlegung im Jahre 1962 kann die Gerhard-Hauptmann-Realschule den Gebäudekomplex an der Bismarckstraße beziehen. Im Sommer 2016 wird die Schule geschlossen, seit 2017 wird das sanierte Gebäude als Caritas-Fachseminar für Altenpflege genutzt. |
1968 | An die Stelle der herkömmlichen Volksschulen treten in Nordrhein-Westfalen die Grund- und Hauptschulen, die als Gemeinschaftshauptschulen weitergeführt werden sollen. Der Elternwille setzt aber die Gründung einer Hauptschule mit katholischem Bekenntnis für das Amt Hervest-Dorsten durch. 1975 ist das Gebäude der Geschwister-Scholl-Schule bezugsfertig. 2018 ist die Schule auslaufend gestellt und zieht an den neuen Standort Marler Str. um. Das Schulgebäude am Nonnenkamp wird seit 2019 von der Agatha-Grundschule genutzt. |
1969 | In diesem Jahr wird das im Schöffengericht untergebrachte Gefängnis, das von 1862 bis 1945 am Ostwall bestand, geschlossen. Der Rat der Stadt Dorsten beschließt die Errichtung eines „Schulzentrums“ an der Pliesterbecker Straße, das zum Standort der Erich-Klausener-Realschule und der Dietrich-Bonhoeffer-(Haupt-) Schule wird. Die auslaufende Hauptschule zieht 2018 an den neuen Standort an der Marler Straße um. |
ab 1970 | „In der Miere” und im „Stadtsfeld” weist die Stadt Neubaugebiete aus, die in den nächsten Jahrzehnten einen deutlichen Anstieg der Einwohnerzahl zur Folge haben. Der Gemeinderat Wulfen beschließt einstimmig die Errichtung einer integrierten Gesamtschule als Ganztagsschule. |
1971 | Die private St. Ursula Realschule bezieht ihr eigenes Schulgebäude am Nonnenkamp. |
1972 | Als erste Frau erhält Tisa von der Schulenburg (1903-2001), Künstlerin und Ordensfrau Schwester Paula, die Ehrenbürgerrechte der Stadt Dorsten. Die Tisa-von-der-Schulenburg-Stiftung verwaltet heute ihr Werk und vergibt einen Förderpreis. |
1973 | Nachdem der Stadtrat den Beschluss gefasst hat, sich um eine englische Partnerstadt zu bemühen, vermittelt der „Rat der Gemeinden und Regionen Europas“ (RGRE), die Städtepartnerschaft mit Crawley. Weitere Städtepartnerschaften folgen in den nächsten Jahren: Dormans (Frankreich), 1981; Waslala (Nicaragua), 1985; Ernee (Frankreich), 1985; Newtownabbey (Irland), 1988; Hainichen, 1990; Rybnik (Polen), 1994; Hod Hasharon (Israel), 1994. Das Vestische Studieninstitut (heute Studieninstitut Emscher-Lippe für kommunale Verwaltung) verlegt seinen Sitz von Recklinghausen in das Gebäude der ehemaligen Landwirtschaftsschule in Dorsten. |
1975 | Durch die kommunale Neuordnung bilden die Stadt und die bis dahin selbstständigen Gemeinden Altendorf-Ulfkotte, Lembeck, Rhade und Wulfen sowie die westliche Hardt und Östrich, die Bauernschaft Emmelkamp und Teile der Bauernschaft Ekel die neue Stadt Dorsten. Das neugeordnete größere Stadtgebiet hat eine Fläche von knapp 172 qkm. Hier leben 66.684 Menschen. |
1978 | Mit einem Altstadtfest feiert Dorsten die Fertigstellung der Fußgängerzone. Zukünftig steht der Marktplatz nicht mehr als PKW-Parkplatz zur Verfügung. |
1981 | Am 31. Dezember hat die Stadt 72.758 Einwohner. |
1982 | Das Gymnasium Petrinum zieht von der Bochumer Straße nach Maria Lindenhof und bildet mit der 1975 in einem separaten Gebäude fertiggestellten Volkshochschule (VHS), dem auch in diesem Gebäude 1976 untergebrachten Stadtarchiv und der 1980 eröffneten Stadtbibliothek ein Schul-und Bildungszentrum. Das in diesem Jahr eröffnete Lippetor-Center (ursprünglich: Wilma-Center) ist in den ersten Jahren ein Publikumsmagnet. Mehrfache Besitzerwechsel und eine zwischenzeitliche Zwangsverwaltung führen 2010 zur Zwangsversteigerung. An der Stelle des ehemaligen Lippetor-Centers eröffnet 2016 mit den „Mercaden“ ein neu erbautes Einkaufszentrum seine Pforten. |
1983 | Das ehemalige Empfangsgebäude des Bahnhofs Hervest-Dorsten dient der Freien Christengemeinde als Gemeindehaus. |
1984 | Heinz Ritter (SPD) wird als Nachfolger von Hans Lampen (CDU) zum Bürgermeister gewählt. |
1985 | Der Güterverkehr zwischen Hervest-Dorsten und Schermbeck wird eingestellt. Die Bahntrasse wird Fahrradweg. Die Einstellung des Güterverkehrs nach Haltern erfolgt 1988. |
1986 | Der Vermessungstechniker Hans Lampen (1923-2005), ehemaliger Bürgermeister der Stadt Dorsten (1964 bis 1984), erhält das Ehrenbürgerrecht. |
1988 | Der „Türkische Arbeitnehmerverein Dorsten” erwirbt das ehemalige, 1916/17 errichtete Postamt am Holzplatz und richtet darin eine Moschee ein. Die Franziskaner sind 500 Jahre in Dorsten. |
1990 | Ein Teil des ehemaligen Friedhofes der Barmherzigen Brüder wird in eine Gedenkstätte umgewandelt, die an die 50-jährige Tätigkeit des Krankenpflegeordens in Dorsten erinnert. Vertreter des ehrenamtlichen Naturschutzes, der Landwirtschaft, der Stadt Dorsten und des Regionalverbandes Ruhr gründen den Verein Biologische Station Kreis Recklinghausen e.V. Hinzu kommen später der Kreis Recklinghausen und der Lippeverband. Seit Ende 1994 hat die Biologische Station ihre Geschäftstelle auf dem ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb „Hof Punsmann“ mitten im Naturpark Hohe Mark / Westmünsterland. |
1991 | Am 31. Dezember hat die Stadt 80.113 Einwohner. |
1992 | Das „Jüdische Museum Westfalen” (JMW) wird als Lehrhaus für Geschichte und Gegenwart des Judentums in der Region eröffnet. Das JMW geht auf die in den 1980er Jahren als Geschichtswerkstatt ins Leben gerufene Bürgerinitiative „Dorsten unterm Hakenkreuz“ zurück. 1987 gründet die Bürgerinitiative einen Verein mit dem Ziel, ein Dokumentationszentrum aufzubauen. 2001 wird das Museum um einen modernen Anbau erweitert. |
1994 | Friedhelm Fragemann (SPD) wird zum Nachfolger von Heinz Ritter (SPD) mit den Stimmen von SPD und Grünen zum letzten ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt. |
1995 | Wegen Differenzen mit der SPD zum Bau des Wittenberger Dammes (sogenannte Nordanbindung Wulfens) nutzen die Grünen einen Passus im neuen Kommunalwahlgesetz und wählen mit der CDU Dr. Karl-Christian Zahn (CDU), seit 1971 Amtsdirektor und seit 1975 Stadtdirektor, zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister. |
1996 | Nachdem bereits 1963 erste Überlegungen für den Ausbau der Stadtdurchfahrt im Zuge der Bundesstraßen angestellt worden waren, wird am 28. Oktober als letztes Teilstück der sogenannte Mittelabschnitt östlich des Altstadtkernes dem Verkehr übergeben. |
1998 | Der Stadtrat beschließt die Gründung des Interkommunalen Industrieparks Dorsten/Marl, der in den nächsten Jahren mit öffentlichen Mitteln des Landes erschlossen und seit 2004 vermarktet wird. |
1999 | Die Ordensgemeinschaft der Ursulinen feiert ihr 300-jähriges Bestehen in Dorsten. Lambert Lütkenhorst (CDU) tritt als erster direkt gewählter hauptamtlicher Bürgermeister die Nachfolge von Dr. Karl-Christian Zahn an. |
2000 | Die Zeche Wulfen, seinerzeit Anlass zum Bau der „Neuen Stadt“, stellt ihren Betrieb ein, die Schächte werden verfüllt. In Maria Lindenhof erfolgt der Spatenstich für den Bau des Freizeitbades Atlantis. |
2000 - 2004 | Die städtebauliche Umgestaltung im Osten der Altstadt ermöglicht die Neugestaltung der mittelalterlichen Wall- und Grabenanlage in Anlehnung an ihr früheres Aussehen. |
2001 | Mit einem breit gefächerten Veranstaltungsprogramm feiert Dorsten das 750-jährige Stadtjubiläum. Nach fast 90 Jahren schließt die Zeche Fürst Leopold in Hervest Dorsten. Die Zeche war der größte Arbeitgeber in der Stadt. Die Dorstener Maschinenfabrik wird nach 128 Jahren geschlossen. Die Ära der Schwer- und Montanindustrie ist damit beendet. Am 31. Dezember hat die Stadt 82.348 Einwohner. |
2002 | Stadt und RAG gründen die Fürst Leopold Projektgesellschaft mbH, die mit Unterstützung aus Mitteln der EU und des Landes NRW die planerischen Grundlagen für die Nachfolgenutzung auf den brachgefallenen Bergbauflächen (Fürst Leopold mit Hafen und Wulfen) erarbeitet hat. |
2003 | Der neu gegründete Trägerverein Altes Rathaus übernimmt die Aufgabe zur Weiterentwicklung des historischen Gebäudes am Markt zu einem Bürgerhaus. |
2004 | Städtebauliche und soziale Funktionsstörungen sowie der demografische Wandel führen zur Einbeziehung von Wulfen-Barkenberg in das Förderprogramm „Stadtumbau West“. Mit dem Stadtumbau werden maßgeblich die vorhandenen Barrieren einer hohen Bebauung mittels Gebäudeabbruch und –rückbau aufgelöst, die Sozialstruktur des Quartiers stabilisiert sowie das Wohnumfeld aufgewertet und Grünflächen neugestaltet. |
2005 | Der Künstler Gunter Demnig verlegt in Dorsten die ersten „Stolpersteine“, die an in der NS-Zeit ermordete Dorstener Juden erinnern. Als erste kostenlose Selbstbedienungsfähre für Fußgänger und Radfahrer an der Lippe nimmt die Lippefähre „Baldur“ ihren Betrieb auf. |
2006 | Nach erfolgreicher Bewerbung wird Dorsten als fahrradfreundliche Stadt in die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte und Gemeinden des Landes NRW (AGFS) aufgenommen. Das Hotel Koop am Markt schließt nach fast 140 Jahren. Als Vertreter der Dorstener Interessengemeinschaft Altstadt (DIA) initiiert Stephan Reken (+) das erste Lichterfest als Plattform für das bunte und vielfältige Ehrenamt in der Stadt. |
2007 | Sr. Johanna – bürgerlich Ruth Eichmann -, Mitbegründerin des Jüdischen Museums Westfalen, langjährige Oberin des Ursulinenkonvents und Leiterin des St. Ursula-Gymnasiums, wird Ehrenbürgerin des Kreises Recklinghausen. |
2008 | Im Stadtteil Hervest wird bedingt durch die Aufgabe des Zechenstandortes Fürst Leopold das Integrierte Handlungskonzept zur Verbesserung der Wohn- und Lebensverhältnisse in zwei Jahren umgesetzt. Die Polizei zieht von der Borkener Straße in das neue Gebäude der Polizeihauptwache am Südwall um. |
2009 | Die Stadt Dorsten erhält den Zuwendungsbescheid der Bezirksregierung von rd. 11 Millionen Euro für die Erschließung des Hervester Zechengeländes und für den Kauf der E.ON Ruhrgas-Flächen. Die Mittel werden in den kommenden Jahren durch Zuschüsse i. H. v. rd. 8 Mio. EUR aus dem Stadterneuerungsprogramm zur Verbesserung der Wohn- und Lebensverhältnisse in Hervest ergänzt. Die katholischen Kirchengemeinden St. Agatha, Heilig Kreuz, St. Johannes und St. Nikolaus fusionieren zur neuen Pfarrei St. Agatha. |
2010 | Zahlreiche örtliche Veranstaltungen und Projekte im Kulturhauptstadtjahr Ruhr.2010 finden großen Anklang. Die Hauptfeuerwache Dorsten zieht in das neue Gebäude an der Wienbecke ein. Das Cornelia-Funke-Baumhaus wird eröffnet. |
2011 | Sr. Johanna (1926-2019) erhält das Ehrenbürgerrecht der Stadt Dorsten. Am 31. Dezember hat die Stadt 77.204 Einwohner |
2013 | Das vom „Jüdischen Museum Westfalen“ und Kuratorin Marion Taube initiierte Projekt „Anstiftung zur Stadtentdeckung“ stößt in der Bürgerschaft auf eine große Resonanz. |
2014 | Lambert Lütkenhorst (CDU) wird mit einem großen Zapfenstreich als Bürgermeister verabschiedet; Tobias Stockhoff (CDU) wird zu seinem Nachfolger gewählt. Der Rat verabschiedet das integrierte Klimaschutzkonzept, das unter Beteiligung der Bürgerschaft, von Verbänden, Vereinen und Unternehmen erarbeitet wurde. Auf der Basis dieses Konzepts fasst der Rat 2019 parteiübergreifend Klimabeschlüsse, um Maßnahmen des Klimaschutzes zu intensivieren. |
2015 | Unter intensiver Beteiligung von Bürgern und Akteuren wird für die nächsten Jahre das Integrierte Innenstadtkonzept „Wir machen MITte!“ mit einem Volumen von rund 40 Millionen Euro aufgestellt. Dieses umfasst große bauliche Maßnahmen wie die Umgestaltung der Fußgängerzone, die Revitalisierung des Schölzbachs, die Umnutzung des Bahnhofs zu einem Bürgerbahnhof, die Qualifizierung des Treffpunkts Altstadt sowie die Aufwertung der Außenanlagen am Gymnasium Petrinum. Der LippePolderPark wird in Kooperation mit dem Lippeverband zwischen dem Wesel-Datteln-Kanal und Lippe ins Leben gerufen – ein temporärer Stadtpark mit essbarem Garten und einem bunten Kulturprogramm. |
2017 | Ergebnis der Bundestagswahl am 24. September in Dorsten: Wahlberechtigt: 60.048, Wähler: 46.087 (76,75 %), gültige Stimmen: 45.654 (99,06%) Gültige Erststimmen: 45.654 (99,06 %); davon erhielten: Volmering (CDU) 41,69 %, Gerdes (SPD) 30,63 %, Stegmann (AfD) 9,69 %, Zielinski (FDP, Dorsten) 7,39 %, Sperl (Die LINKE) 5,85 %, Swoboda (GRÜNE) 4,51 %, Alias, MLPD 57 (0,12 %), Dorka, DKP 51 (0,11 %) Gültige Zweitstimmen: 45.741 (99,25 %); davon erhielten: CDU 16.375 35,80 % SPD 12.514 27,36 % GRÜNE 2.421 5,29 % DIE LINKE 2.905 6,35 % FDP 5.286 11,56 % AfD 4.737 10,36 % Sonstige 1.503 3,30% Lembeck feiert ein dreifaches Jubiläum: 1000 Jahre Lembeck, 800 Jahre Kirchengemeinde St. Laurentius und 325 Jahre Schloss Lembeck. Rhade blickt auf eine 800-jährige Geschichte zurück. Das Gymnasium Petrinum besteht seit 375 Jahren. |
2018 | Die Neue Schule Dorsten nimmt ihren Betrieb als vierzügige Sekundarschule am Schulzentrum an der Pliesterbecker Straße auf. |
2019 | Der Beteiligungsprozess „Stadtkrone / Bürgerpark Maria Lindenhof“ wird als eine Maßnahme aus dem Programmgebiet „Wir machen MITTe!“ als Vorbildprojekt der Sozialen Stadt in NRW ausgezeichnet. Im Gebäude der 2016 profanierten und seitdem umgebauten Kirche St. Johannes zieht die Familienbildungsstätte Dorsten/Marl ein. In einer Kapelle können seitdem wieder Gottesdienste gefeiert werden. Das ehemalige Gebäude des Gymnasium Petrinum an der Bochumer Straße wird zur Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) für 250 Flüchtlinge umgebaut. In einem Nachbau der Dorstener Aak, die vor dem Freizeitbad Atlantis ihren „Heimathafen“ findet, ist das kleinste Museum der Stadt untergebracht. |
2020 | Die COVID-19-Pandemie legt das öffentliche Leben in den Monaten März, April und Mai größtenteils lahm. Am 30. April hat Dorsten 76. 141 Einwohner. |
KONTAKT
Amt für Kultur und Weiterbildung Stadtarchiv
Im Werth 6
46282 Dorsten
Leiter des Stadtarchivs
Martin Köcher
02362 66-4072
m.koecher@dorsten.de
ÖFFNUNGSZEITEN
Montag | 08.00 – 16.00 Uhr |
Dienstag | 08.00 – 16.00 Uhr |
Mittwoch | 08.00 – 16.00 Uhr |
Donnerstag | 08.00 – 16.00 Uhr |
Freitag | 07.00 – 13.00 Uhr |