Dorstener Stadtdialog

 

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Der Stadtdialog für Menschenwürde, Demokratie und Respekt wurde im Herbst 2018 aufgenommen und stieß in der Bevölkerung auf große Resonanz. Mit der Verabschiedung der Dorstener Erklärung "Stadtdialog“ als Ergebnis des bisherigen Gesprächsverlaufs setzte der Rat der Stadt Dorsten in seiner Sitzung am 2. September 2020 einen weiteren Meilenstein in diesem Prozess.

Der Dorstener Stadtdialog beinhaltete in den ersten Monaten vielfältige Aktionen. Er wurde in allen elf Stadtteilkonferenzen diskutiert, war Thema in einigen Schulen. Es gab einen gemeinsamen Wahlaufruf aller Ratsfraktionen zur Europawahl 2019, Gespräche mit Vertretern von Partnerstädten in Dorstener Schulen sowie etliche Aktionen von Vereinen und Gruppen.

Im Dorstener Konvent im September 2019 wurden alle bis dahin vorliegenden Ergebnisse zusammenfassend betrachtet. Daraus wurden Einzelaspekte für die Weiterführung des Stadtdialogs abgeleitet und die Inhalte vereinbart, die in einer Dorstener Erklärung für Menschenwürde, Demokratie und Respekt aufgeführt werden sollen. Während des Konvents fanden sich Freiwillige zur Bildung einer Redaktionsgruppe für die Erstellung der Dorstener Erklärung.

Dieser Erklärung liegt die Absicht zu Grunde, die Werte unseres demokratischen Zusammenlebens so zusammen zu fassen, dass sie einen Anreiz für möglichst viele Bürger und Bürgerinnen darstellen, sich für diese Werte persönlich einzusetzen.

Möchten Sie sich am Stadtdialog beteiligen? Ansprechpartner ist das Büro für Bürgerengagement, Ehrenamt und Sport.
 

Erklärung

Hier finden Sie den Link für Ihre persönliche Erklärung der Zustimmung.
 
In mehreren Gesprächen formulierte die Redaktionsgruppe die Erklärung, die nun vom Rat der Stadt Dorsten beschlossen wurde. Dies sind die zehn Punkte

  • Wir respektieren die Vielfalt der Gesellschaft in Offenheit und Toleranz: Menschen haben unterschiedliche Lebenshintergründe, Lebenswirklichkeiten und Lebensentwürfe.
  • Wir helfen denen, die Hilfe benötigen und engagieren uns für eine umfassende Teilhabe aller Menschen.
  • Wir zeigen Mut und Zivilcourage, wenn unsere Grundwerte angegriffen werden.
  • Wir übernehmen Verantwortung für das Miteinander in unserer Stadt und bringen unsere Talente in die Stadtgesellschaft ein.
  • Wir pflegen respektvolle Offenheit in Gespräch und Streit.
  • Wir achten die Erfahrung des Alters und setzen uns dafür ein, dass Jugend Teilhabe erfährt und in eine gute Zukunft blicken kann.
  • Wir wollen uns zusammen wohlfühlen können und tragen mit unserem Tun dazu bei.
  • Wir achten auf unsere Umwelt, Natur und Tierwelt sowie unser persönliches Umfeld.
  • Wir sehen, achten und pflegen die verschiedenen Dimensionen und Ebenen unserer Stadtgesellschaft: Die Familien, die Nachbarschaften, die Quartiere, die Stadtteile und die Gesamtstadt.
  • Wir wollen jederzeit ein gutes Vorbild sein für unsere Mitmenschen. Deshalb engagieren wir uns und packen an, statt zuzusehen.


Jede Dorstenerin und jeder Dorstener erhält die  Möglichkeit, dem Stadtdialog durch Unterschrift zuzustimmen. Dazu wurde ein ansprechendes Infoblatt erstellt, auf dem die Unterschrift platziert werden kann. Die an das Rathaus zurückgesandten Unterschriften sollen namentlich erfasst werden. Das Infoblatt erhalten Sie im Rathaus und an anderen öffentlichen Stellen. Auf Wunsch wird es auch zugesandt. 

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An Stelle der Unterschrift auf Papier haben Sie auch die Möglichkeit, der Dorstener Erklärung online zuzustimmen. Den Link zur Onlinezustimmung finden Sie oben auf dieser Seite.

Der Stadtdialog ist damit nicht beendet. Zur Fortsetzung wurden in den ersten beiden Jahren  konkrete Vorschläge gemacht

  • Den Stadtdialog langfristig lebendig halten und öffentlich führen, wiederkehrende öffentliche Darlegung und "Feiern“ des Stadtdialogs mit dem zusammenfassenden Ziel, die gemeinsame Arbeit am Stadtdialog aufrecht zu erhalten
  • Konkrete praktische Schritte umsetzen, etwa künstlerische Darstellungen der Begriffe Menschenwürde, Demokratie und Respekt oder stärkere Einbringung in die Bildungsarbeit
  • Konkrete Teilhabemöglichkeiten an Dorstener Demokratieprozessen schaffen
  • Jährlicher "Dorstener Tage des Grundgesetzes“

Anlass und Entstehung des Stadtdialogs

In allen Demokratien des Westens ist zu beobachten

Ergebnisse demokratischer Prozesse werden nicht akzeptiert - aus egoistischen Motiven ebenso wie aus politischem Kalkül. Im Internet wird ohne Anstand gegen Andersdenkende und Minderheiten gepöbelt. Funktionsträger werden verbal und tätlich angegriffen - sogar Sanitäter und Feuerwehrleute werden Opfer von Angriffen. Extreme und auch extremistische Positionen und Provokationen werden zunehmend aggressiv vorgetragen. Diese Entwicklung macht unsere Gesellschaften mürbe.

Bürgermeister Tobias Stockhoff hat deshalb mit seiner Rede zur Einbringung des Haushaltes 2019 in der Ratssitzung am 19. September 2018 die Frage aufgeworfen, was unsere Gesellschaft und auch die Stadtgesellschaft zusammenhält. Er hat aufgerufen, in einem umfassenden und breiten Stadtdialog eine Dorstener Antwort auf diese Herausforderung der Demokratie zu suchen. Das Ziel dürfe dabei nicht lauten, gegen etwas zu sein. Ziel sei es vielmehr, sich auf Grundwerte zu besinnen, die unsere Gesellschaft zusammenhalten und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass diese Grundwerte nötigenfalls auch verteidigt werden müssen: Menschenwürde, Demokratie und Respekt.

Mit seiner Rede hat Bürgermeister Stockhoff alle Bürgerinnen und Bürger, Parteien, Gremien, Verbände und Institutionen aufgerufen, sich an diesem Stadtdialog zu beteiligen.

Die Rede wurde in der Dorstener Zeitung im Wortlaut dokumentiert und fand große Resonanz in der Bürgerschaft. In Auftaktgesprächen mit Politik und Verwaltung wurden erste Aufgaben und Ziele formuliert. Bis zum Sommer 2019 waren Gruppen und Institutionen wie Stadtteilkonferenzen und Parteien, Kirchengemeinden und Vereine aufgerufen, den Stadtdialog mit Inhalt zu füllen. Die Ergebnisse wurden bei einem Bürgerkonvent im September 2019 ausgewertet.

Daraus wurde in einer bürgerschaftlichen Arbeitsgruppe der Entwurf einer "Dorstener Erklärung“ entwickelt, die einen Wertekanon enthält und eine Selbstverpflichtung für alle späteren Unterzeichner, diese Werte zu achten und im Alltag zu leben. Am 2. September 2020 wurde die Erklärung vom Rat der Stadt Dorsten beschlossen.

Darüber hinaus ist erkennbar, dass es in der Bürgerschaft ein großes Bedürfnis gibt, diese Wertediskussion zu führen. Verbände und Vereine, Schulen und Institutionen tauschen sich aus, planen eigene Veranstaltungen zum Thema. Das große Ziel des Stadtdialogs "Dorsten steht für Menschenwürde, Demokratie und Respekt” ist letztlich, das Bekenntnis zu diesen Werten zu einem selbstverständlichen Teil im Alltag der Stadtgesellschaft werden zu lassen.

Koordinationsstelle für den Stadtdialog "Dorsten steht für Menschenwürde, Demokratie und Respekt” ist das Büro für Bürgerengagement, Ehrenamt und Sport. 

Dorstener Tage des Grundgesetzes

Botschafter für den Stadtdialog

Bürgermeister Tobias Stockhoff hatte die erfreuliche Möglichkeit, zwei Dorstener Bürger_innen zu Botschafter_innen für den Stadtdialog zu ernennen. Es handelt sich um Luisa Altegoer und Uwe Senftleben. Sie waren bereits umfassend in den Bereichen der Demokratiestärkung in Dorsten aktiv. Ihre Aufgabe sehen sie u. a. darin, den Stadtdialog in Dorsten bekannt zu machen und weitere Aktive zu gewinnen. Bei Gesprächswünschen können Sie zu beiden direkt Kontakt aufnehmen unter luisa-altegoer@t-online.de und senftleben-uwe@t-online.de

Respekt-Kunstwerk

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Interview mit Brigitte Stüwe, die das Respekt-Kunstwerk entworfen hat, das seinen Platz an der Ecke Marler Straße/Händelstraße im Stadtsfeld hat.

Was hat Sie inspiriert, vor zwei Jahren das Respekt-Banner zu entwerfen?

Brigitte Stüwe: Der Anstoß kam von der Ideenfabrik Stadtsfeld, die mit verschiedenen Partnern und auf unterschiedliche Weise den Dorstener Stadtdialog für Menschenwürde, Demokratie und Respekt in den Stadtteil tragen wollte. Ich wurde gefragt, ob ich mich mit einer künstlerischen Arbeit einbringen wolle. Für mich stand sofort der Begriff RESPEKT im Zentrum meiner Überlegungen. Daraus ist die Installation „Netzwerk des RESPEKTS“ am Eingang zum Ortsteil Stadtsfeld an der Marler Straße entstanden. Die Fadenspannung steht für die vielfältigen Beziehungen der Menschen untereinander, die nur mit Respekt zu einem friedlichen Miteinander führen. Die nun überall im Stadtgebiet zu findenden Banner sind eine fotografische Reproduktion des Werks. Aufgrund immer wiederkehrender Zerstörung der Arbeit hat sich eine aktive Bürgergruppe gefunden, die die Idee hatte, diese Banner als Gegenreaktion im ganzen Stadtgebiet Dorstens zu verbreiten.

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Wie viele Arbeitsstunden stecken in diesem tollen Projekt?

Brigitte Stüwe: Unzählige. Die Vorlaufarbeiten zogen sich über mehr als ein halbes Jahr hin. Das waren Gespräche mit der Ideenfabrik, die Entwicklung des Konzepts zur Installation, die Recherche zu Materialen und Handwerksfirmen, die für Betonsockel, Holzplatte und Stahlbefestigung beauftragt werden mussten. Als das Konzept schließlich stand und die Ideenfabrik Stadtsfeld die Finanzierung gesichert hatte, wurden die Bürger_innen im Stadtsfeld einbezogen. Auf verschiedenen Wegen wurden so Statements zum Thema Respekt gesammelt, die ich später auf die Holzplatte rund um die Fadenspannung aufgetragen habe. Für die Installation der eigentlichen Fadenspannung, des Netzwerkes, konnte ich die Räume des jetzigen franz*-Kulturraumes am Franziskanerkloster in der Innenstadt nutzen. Dort habe ich vier Wochen lang öffentlich gearbeitet. Anschließend wurde die große Tafel mit dem Netzwerk und den Statements der Bürger_innen mit Hilfe des THW ins Stadtsfeld transportiert und auf den roten Betonsockel montiert. Auch der Bereich vor der Installation wurde durch die Stadtgärtnerei umgestaltet. Mein Wunsch war eine Einsaat, die Biodiversität fördert, denn es geht bei dem Begriff Respekt auch um Respekt vor den natürlichen Lebensgrundlagen der folgenden Generationen und der Natur. Fast ein halbes Jahr war das Kunstwerk unbehelligt, dann begannen die massiven Angriffe und Zerstörungen. Einmal habe ich das komplette Fadennetzwerk vor Ort neu gespannt und viele Male wurden gesprayte Parolen und Nazisymbole entfernt. Zuletzt haben wir entschieden, die Arbeit, versehrt wie sie ist, allerdings befreit von den schlimmsten Nazisymbolen, als Mahnmal stehen zu lassen.

Abdrucke des Banners hängen mittlerweile im gesamten Stadtgebiet verteilt in Schulen, Kindergärten, bei Vereinen, Gruppen und auch Firmen oder Privatpersonen. Haben Sie mit so viel Zuspruch gerechnet?

Brigitte Stüwe: Nein, ich bin davon absolut überwältigt. Die Banner sind das letzte Zeichen einer langen Reihe von Aktionen zur Unterstützung gegen die Angriffe auf die Arbeit. Als ich das Kunstwerk entwickelt habe, hatte ich Zweifel, ob die Botschaft nicht doch zu plakativ, zu einfach, zu selbstverständlich und sowieso universell akzeptiert ist. Die Geschichte des Werks belehrt eines Besseren. Die permanenten Zerstörungen und Angriffe haben vor Augen geführt, dass wir uns gegen Angriffe auf die Demokratie und die Menschenrechte auch bei uns im nächsten Umfeld wehren müssen. Die vielen Banner im Stadtgebiet zeigen, dass Menschen in Dorsten bereit sind, dafür einzustehen.

Was bedeutet „Respekt“ für Sie?

Brigitte Stüwe: Demokratie, Menschwürde und Respekt sind ein Dreiklang, bei dem keiner der Aspekte ohne die beiden anderen denkbar ist. Der Begriff Respekt bezieht sich auf das persönliche Verhalten jedes einzelnen gegenüber anderen Menschen, anderen Lebewesen und der Natur. Er bedeutet, dass die Würde des anderen nicht verletzt werden darf und ist damit die Basis für Frieden und Freiheit aller.

Zur Person: Brigitte Stüwe lebt seit 1995 in Dorsten. Sie arbeitet als freischaffende Künstlerin und hat ein Atelier im Künstlerhaus Weidenweg in Duisburg. Viele Jahre als Vorstandsmitglied bei Virtuell-Visuell e. V. und nun im Lenkungskreis des franz* engagiert sie sich ehrenamtlich für die Bildende Kunst in Dorsten.

Weitere Informationen zur Dorstener Künstlerin gibt es auf www.brigitte-stuewe.de

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Im gesamten Stadtgebiet hängen mittlerweile rund 40 dieser Banner mit dem aufgedruckten Schriftzug – etwa an Kindergärten und Schulen, bei Vereinen, Firmen oder auch bei Privatpersonen. 

Wer ebenfalls Interesse hat, ein solches Banner aufzuhängen, kann sich mit Joachim Thiehoff, dem Leiter des Büros für Bürgerengagement, Ehrenamt und Sport telefonisch unter der Rufnummer 02362 66-3334 oder per E-Mail an j.thiehoff@dorsten.de in Verbindung setzen.

Neben dem kleinen Banner im Format 84x119 cm (DIN A 0) ist auch eine Bestellung des Banners in der Größe 200x150 cm möglich. Die Kosten für das kleine Banner liegen bei etwa 40 Euro und für das große Banner bei knapp 70 Euro (Es handelt sich um Selbstkostenpreise).
 

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BildStadt Dorsten
Auf dem Foto (v.l.): Gerhard Jendrzey (Ideenfabrik Stadtsfeld), Carsten Plänker (Geschäftführer Hauser Umwelt-Service GmbH), Brigitte Stüwe (Künstlerin des Respekt-Kunstwerks), Kerstin Rengers (Büro für Bürgerengagement, Ehrenamt und Sport), Bürgermeister Tobias Stockhoff und Sönke Ahlburg (Hauser Umwelt-Service GmbH).
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KONTAKT

Büro für Bürgerengagement, 
Ehrenamt und Sport

Lippestraße 41
46282 Dorsten

Joachim Thiehoff
02362 66-3334
j.thiehoff@dorsten.de
 

ÖFFNUNGSZEITEN

Montag08.00 – 16.00 Uhr
Dienstag08.00 – 16.00 Uhr
Mittwoch 08.00 – 16.00 Uhr
Donnerstag08.00 – 16.00 Uhr
Freitag08.00 – 13.00 Uhr