Informationsveranstaltung der Streitkräftebasis

Bürgermeister Tobias Stockhoff hat an einem sechstägigen Programm der Bundeswehr für zivile Führungskräfte teilgenommen. Er spricht von einer „prägenden und bereichernden Erfahrung“

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„Logistik voran!“ hieß es für Bürgermeister Tobias Stockhoff im April. Sechs Tage in Uniform, Übungen im Gelände, viele Informationen und Gespräche: Als „prägende und bereichernde Erfahrung“ beschreibt er seine Teilnahme an einer Veranstaltung für zivile Führungskräfte an der Logistikschule der Bundeswehr im niedersächsischen Osterholz-Scharmbeck.

Wie es dazu kam? „Soldatinnen und Soldaten des Munitionsversorgungszentrum West in Wulfen (Muna) und der örtlichen Reservisten hatten mich darauf angesprochen, dass ich als Bürgermeister des letzten verbliebenen Bundeswehrstandortes im Kreis Recklinghausen an einer Dienstlichen Veranstaltung zur Information der Streitkräftebasis teilnehmen könne, um tiefere Einblicke in die Bundeswehr zu erhalten. “ Für Tobias Stockhoff, der sich im Jahr 2000  für einen achtjährigen Ersatzdienst im Katastrophenschutz beim Technischen Hilfswerk (THW)  verpflichtet hatte, statt Wehr- oder Zivildienst zu leisten, war von Beginn an klar, dass er diese Chance nutzen möchte: „Natürlich auch als ein Zeichen der Solidarität und der Verbundenheit mit den Soldatinnen und Soldaten, die im Dienst unserer staatlichen Gemeinschaft stehen.“   

Mitte April waren dann auf Einladung der Streitkräftebasis der Bundeswehr insgesamt 23 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, größtenteils Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung nach Osterholz-Scharmbeck in den Ortsteil Garlstedt 25 Kilometer nördlich von Bremen gereist. Das Programm, sagt Tobias Stockhoff, „hätte kaum abwechslungsreicher, aber auch kaum intensiver sein können.“

Nach der Anreise am Sonntag stand nach der „Einschleusung“ und dem Bezug der Stuben zunächst die offizielle Begrüßung durch den Kommandeur der Logistikschule, Brigadegeneral Holger Draber, auf dem Programm. Es folgten die Einkleidung am Montagmorgen in Bremerhaven, der Formaldienst und der erste Teil der theoretischen Ausbildung.

Anschließend ging es nach Osterholz-Scharmbeck zum Gelöbnisgottesdienst und zum anschließenden Feierlichen Gelöbnis auf Gut Sandbeck, das vom Marinemusikkorps Wilhelmshaven begleitet wurde. Tobias Stockhoff wurde für diese Woche in den Rang eines Oberleutnants befördert. „Es war ein sehr bewegender Gottesdienst, in dem das Thema Kameradschaft im Mittelpunkt stand. Dabei wurde deutlich, dass gerade auch unter dem Blickwinkel der christlichen Nächstenliebe Kameradschaft eben über Freundschaft hinausgehen kann, weil man füreinander einsteht und sorgt, obwohl die Gruppe bunt zusammengewürfelt ist“, sagt Tobias Stockhoff.

Anders als in vielen Ländern der Welt und auch in der deutschen Geschichte geloben oder schwören die Angehörigen der Bundeswehr nicht Treue einem Führer wie unter den Nazis, einer Partei wie in der DDR oder einer Königin oder Präsidenten. Sie geloben, „der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“ Alles Handeln beruhe letztendlich auf unserer Verfassung und den darin festgeschriebenen Menschenrechten. Die so genannte Innere Führung der Bundeswehr ist die Führungskonzeption und -philosophie, die sich am Leitbild des mitdenkenden und verantwortungsvoll handelnden Staatsbürgers in Uniform orientiert. Sie verankert Soldaten und Bundeswehr in der deutschen Gesellschaft. Die Innere Führung bildet die Basis für das Selbstverständnis der Soldaten und verpflichtet sie auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Im Vordergrund der kommenden Tage stand dann vor allem die praktische Ausbildung, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch körperlich herausforderte. Die Gruppe beschäftigte sich u.a. mit der Bergung eines Panzers mit Hilfe eines Bergepanzers, übte das Orientieren im Gelände mit Kompass, absolvierte gemeinsam eine anspruchsvolle Hindernisbahn und erhielt eine Unterweisung an den Handwaffen Pistole P 8 und Gewehr G 36. Auch Selbst- und Kameradenhilfe (Erste Hilfe) wurden vermittelt. Ebenso das „Leben im Felde“, das Soldaten befähigt, außerhalb von festen Einrichtungen zu leben und auch zu überleben. „Als Außenstehender versteht man oft zunächst nicht den Drill bei der Bundeswehr. Mir wurde jedoch in diesen Tagen klar, wie wichtig Routine und Handlungssicherheit sind, damit in angespannten Situationen alle Handgriffe wie im Schlaf sitzen – das ist bei der Bundeswehr nicht anders als zum Beispiel bei der Feuerwehr oder anderen Hilfsorganisationen“, sagt Tobias Stockhoff.

Das Programm umfasste aber auch die Vorstellung der Logistikschule, das zentrale Kompetenzzentrum logistischer Ausbildung in der Bundeswehr sowie spannende Vorträge – etwa zu den Themen Streitkräftebasis und zur Sicherheitslage in Europa vom zuständigen Inspekteur, Generalleutnant Martin Schelleis, und Reservisten der Bundeswehr. Einblicke in das Berufsfeld gab es in einer sehr offenen Gesprächsrunde mit Soldatinnen und Soldaten.

Das Fazit von Tobias Stockhoff war nach sechs intensiven Tagen durchweg positiv: „Ich durfte gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine hochmotivierte, empathische und fachkundige Truppe an der Logistikschule erleben“, sagte er. Die Ausbilderinnen und Ausbilder, so der Bürgermeister, hätten zu jeder Zeit einen realistischen Einblick in die Bundeswehr ermöglicht und dabei mit viel Engagement, Empathie und Motivationskraft aus zunächst 23 Einzelpersonen innerhalb kürzester Zeit ein echtes Team geformt: „Da wurde innerhalb weniger Stunden aus vielen Alphatieren ganz schnell eine Mannschaft.“

Gespräche mit den Soldatinnen und Soldaten hätten deutlich gemacht, welche unglaublichen Leistungen, aber auch Herausforderungen mit dem Dienst als Soldat privat, beruflich und insbesondere im Einsatz verbunden sind. „Auch diese Gespräche haben mir einmal mehr vor Augen geführt, wie notwendig der Dialog in der Gesellschaft mit der Bundeswehr ist“, sagt Tobias Stockhoff.

 „Mir ist bewusst geworden, dass wir in Deutschland unsere Fähigkeiten in Landes- und Bündnisverteidigung aufgrund der neuen weltpolitischen Herausforderungen gewissenhaft weiterentwickeln müssen. Dabei sind wir als Zivilgesellschaft gefordert, wie wir dazu beitragen und unseren Soldatinnen und Soldaten die notwendige Fürsorge und wertschätzende Aufmerksamkeit zukommen lassen können, die sie verdienen“, sagt der Bürgermeister und ergänzt: „Mir haben diese Tage aber auch deutlich gemacht, dass es eine zentrale Aufgabe der Politik bleibt, alles dafür zu tun, unseren Frieden in Freiheit zu erhalten und zu schützen.“

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