Notunterkunft Bismarckstraße
Kurz vor der Schließung der Einrichtung haben sich Bezirksregierung Münster und Stadt Dorsten bei den Anwohnerinnen und Anwohnern im Marienviertel für ihr besonderes Engagement bedankt.
Seit Anfang dieser Woche sind keine Flüchtlinge mehr in der Notunterkunft an der Bismarckstraße untergebracht. In den kommenden Wochen soll mit Abbau der Zeltstadt auf dem ehemaligen Gelände der Gerhart-Hauptmann-Realschule begonnen werden, die nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 errichtet wurde. In der Spitze waren hier knapp 1000 schutzsuchende Menschen untergebracht – überwiegend Menschen aus der Ukraine, teilweise aber auch Geflüchtete aus anderen Ländern.
Kurz vor der Schließung der Notunterkunft haben die Bezirksregierung Münster als Betreiber der Einrichtung sowie die Stadt Dorsten Anwohnerinnen und Anwohner aus dem Marienviertel zu einem Dankeschön-Nachmittag eingeladen.
Zuerst begrüßte Regierungspräsident Andreas Bothe die rund 120 Gäste und hob das „besonders gute Miteinander“ zwischen der Bürgerschaft und den Menschen in der Notunterkunft hervor. Er sprach sogar von einem „Best-Practice-Beispiel.“
Beispielhaft für gelebte und gelungene Integration nannte der Regierungspräsident verschiedene Angebote, die die Menschen aus dem Marienviertel innerhalb kürzester Zeit geschaffen haben - etwa das Familiencafé, Bastelstunden für Kinder und Familien im Pfarrheim der Marienkirche sowie verschiedene Aktionen außerhalb der Unterkunft. Auch bei den Festen im Quartier waren Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung gern gesehene Gäste und packten sogar mit an – etwa beim Auf- und Abbau.
„Bei der Unterbringung von geflüchteten Menschen geht es um deutlich mehr als nur darum, Obdachlosigkeit zu verhindern. Es geht darum, den Menschen ein Ankommen zu ermöglichen und ihnen eine Tagesstruktur zu geben. Dazu gehören viele helfende Hände und dazu gehört auch die Einbindung des Ehrenamts, für die ich Ihnen ganz besonders herzlich danken möchte“, sagte Andreas Bothe.
Bürgermeister Tobias Stockhoff bedankte sich persönlich und auch im Namen der Bürgerschaft, des Rates und der Verwaltung der Stadt Dorsten zunächst für die gute, konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung Münster sowie den Menschen, die in der Einrichtung für die Betreuung der geflüchteten Menschen zuständig waren. Ein herzliches Dankeschön richtete er in erster Linie an die Bürgerinnen und Bürger, die in unmittelbarer Nähe der Einrichtung im Marienviertel zu Hause sind. „Wir waren uns sicher, dass wir hier viele Menschen finden werden, die bereit sind, auch an der Integration der geflüchteten Menschen mitzuwirken“, sagte er und hob in diesem Zusammenhang das Engagement der IZM hervor, der Initiative Zukunft Marienviertel.
Dabei verschwieg der Bürgermeister nicht, dass es in den vergangenen zwei Jahren auch durchaus zu „Beeinträchtigungen“ aufgrund der Unterbringung in Zelthallen z. B. beim Thema „Lärm“ gekommen sei. „Das wollen wir keinesfalls schönreden“, sagte er und ergänzte: „Dennoch wäre der Aufenthalt für die Menschen, die hier vorübergehend untergebracht waren, ohne die vielfältigen Angebote im Marienviertel noch schwerer gewesen und es hätte wohl deutlich mehr Probleme gegeben.“
Tief berührt habe ihn das Engagement der Blasmusik St. Marien, die in der Einrichtung Weihnachts- und Adventslieder gespielt hat, berichtete Tobias Stockhoff: „Zu einer Zeit, in der viele Geflüchtete mit ihren Angehörigen in der Ukraine ganz besonders verbunden waren.“ Oder der Auftritt des leider kürzlich verstorbenen Henner Schürholz als Nikolaus, der nicht nur den Kindern in der Einrichtung eine große Freude gemacht hat. Auch seitens der Kirchengemeinden habe es eine Vielzahl an Angeboten gegeben, die für ein gutes Miteinander stünden.
„Damit haben Sie, liebe Menschen aus dem Marienviertel, auf der einen Seite bewiesen, dass Menschen das Ankommen bei uns erleichtert werden kann. Auf der anderen Seite, auch das habe ich an vielen Stellen gehört, haben Sie viel Dankbarkeit dieser Menschen erfahren.“
In der Tat: Heinz „Hucky“ Hartmann berichtet, dass er mit seinem Hund Apollo jeden Tag zwei Runden dreht und dabei auch ukrainischen Kinder kennengelernt habe. „Sie haben sich aus Paletten Tische und Bänke gebaut, um hier zu basteln. Da ich über einen großen Vorrat von Bastelmaterialien verfüge, habe ich die Kinder dann im Laufe der Zeit mit mehreren tausend Blättern altes Geschäftspapier, Scheren, Heftern versorgt.“ Der Dorstener ergänzt: „Und die Kinder wollten immer Apollo streicheln und füttern. Das fanden sie unheimlich toll und daraus hat sich eine kleine Freundschaft entwickelt.“
Auch Ursula Bensch spricht von „wunderbaren Erfahrungen.“ Das Mitglied der Pfarrgemeinde St. Paulus erzählt: „Eines Tages kam ein Mann in unser Pfarrhaus, der dringend einen Kinderwagen benötigte, weil es am nächsten Tag nach Ostwestfalen ging in eine weitere Unterkunft. Durch ein paar Spenden hatten wir die Möglichkeit, einen Kinderwagen zu kaufen und am Nachmittag klingelte er wieder und zeigte uns das Baby und die stolze Mama. Sie haben uns auch hinterher noch ein Video geschickt. Und so etwas gab es häufiger, dass Leute sich anschließend noch gemeldet, ein Foto geschickt und sich bedankt haben. Das war für uns alle wirklich eine sehr bereichernde Zeit."
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